Gott sieht in dein Herz
„Wo warst du, Gott?“
Eine Frage, die wir uns immer wieder stellen, wenn etwas Schlimmes passiert ist. Wir bekommen den Eindruck, als sei es Gott völlig egal, wenn eine ganze Familie durch einen Unfall umkommt oder ein Flugzeug abstürzt. Ist Gott vielleicht ein Gott, den unser Leid gar nicht kümmert? Hat er sich vielleicht zurückgezogen, so wie viele Menschen behaupten und überlässt uns unserem Schicksal?

Wir Menschen sind im Leben oft ohne Ziel, ohne Hoffnung und ohne Orientierung. Viele von uns sind wie Schafe ohne Hirten. Und so manch ein Jugendlicher macht die folgende Erfahrung: Sie geben ihren Glauben an Gott langsam auf, ob wohl sie in einen christlichen Elternhaus aufgewachsen sind. Sie schauen neugierig auf ihre Umwelt, auf die anderen. Sie möchten mit Freunden Party machen – nachholen, was sie bisher versäumt haben. Wer hier nicht auf sich acht gibt, rutscht dabei schnell in eine tiefe, existenzielle Sinnkrise. Doch mit Alkohol, Drogen, philosophischen Überlegungen und vorehelichen Beziehungen lässt sich diese innere Leere, die früher oder später aufkommt, nicht füllen. Schnell spüren wir, da fehlt etwas. Es erfüllt uns nicht. Gut zu wissen, dass Gott auch in diesen Zeiten nicht los lässt. Ganz im Gegenteil – Mit seiner unbegreiflichen Liebe möchte er uns wieder in seine Gemeinschaft zurück holen. Egal, was wir angestellt haben, wie wir gehandelt haben.
Jesus verurteil uns nicht, er sieht in unser Herz. Jesus ist es, der tiefer in uns hinein sieht. Er blickt in unser tiefstes, Innerstes und schaut auch hinter unsere Fassade, denn er lässt sich von unserer Maske nicht beeindrucken. Wenn wir zu Jesus gefunden haben, öffnen wir uns langsam und beginnen unser Herz auszuschütten. Wir geben alles ab in seine Hände. So mancher von uns hat vielleicht schon mal die Erfahrung gemacht, dass wir uns auch Menschen öffnen können. Wenn wir merken, da ist jemand, vor dem wir unsere Maske fallen lassen können, der uns so nimmt, wie wir sind. Oft kommen dann tiefe Verletzungen zum Vorschein. Wir schämen uns für das, was wir angerichtet haben und haben Angst, abgelehnt oder verurteilt zu werden.
Jesus weiß um all diese Dinge, denn er kennt uns durch und durch. Unsere Vergangenheit, unsere Verletzungen und all die anderen Probleme, die wir mit uns rumtragen, bleiben ihm nicht verborgen. Er ist es, der heilen kann. „Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, er verbindet ihre Wunden…“ so lesen wir in einem Psalm 147,3 über Gott. Im Neuen Testament gibt es viele Geschichten, wo diese Heilung durch Jesus zur Realität geworden ist. Ich möchte dich durch zwei Geschichten in der Bibel mitnehmen. Beginnen wir einmal mit der folgenden, die von dem reichen Oberzöllner Zachäus handelt. Er übte einen Beruf aus, der in Israel vor 2000 Jahren vermutlich am meisten verachtet wurde. Er arbeitete als Zöllner, ein Job, der damals bei den religiösen Menschen gleich bedeutend mit Sünder war. Wer Zöllner war, galt als „out“, denn man wurde gemieden und verachtet. So auch Zachäus. Ich denke oft, auch bei Zachäus hat dieses damals tiefe Spuren hinterlassen. Er war reich, doch sein Reichtum half ihm nicht. Wirkliche Freunde hatte er nicht in seinem Leben. Und Anerkennung, die er sich vermutlich auch wünschte, ließ sich mit Geld auch nicht kaufen. Wie mag es in seinem Herzen wohl ausgesehen haben? Ich denke, man kann sich unschwer vorstellen, dass er einsam und im Herzen ein tief verwundeter Mensch war.
Eines Tages hörte er, dass Jesus durch seinen Wohnort Jericho kommen wollte. Er, der Zolleinnehmer, wollte Jesus, von dem alle erzählten, unbedingt sehen. Dazu stieg er extra auf einen Baum, um Jesus ja nicht zu verpassen. Denn Zachäus war ein kleinwüchsiger Mensch. So saß er wartend auf dem Baum. Welche Fragen würden ihm wohl durch den Kopf gehen – Würde er Jesus sehen? Würde er mit ihm sprechen können? Jesus kam und da geschah etwas Ungewöhnliches. Jesus erblickte ihn und sprach zu ihm: „Zachäus, steige herab von dem Baum, denn ich möchte heute in deinem Haus bleiben“ (die Bibel in Lukas 19,5).
Zachäus war hoch erfreut und nahm Jesus mit in sein Haus, obwohl die Leute die Nase darüber rümpften. Sie machten ihrem Unmut Luft und regten sich auf, dass Jesus bei einem Sünder eingekehrt war. Konnte das richtig sein?
Diese Geschichte fasziniert mich immer wieder. Es zeigt mir einer dieser vielen Situationen, wo Jesus tiefer blickt. Er kannte diesen Zachäus, er wusste von seiner Sehnsucht, seiner Einsamkeit und auch dessen Schuld, die er mit sich herum trug. Doch was macht Jesus? Obwohl er weiß, wie Zachäus tickt, bietet Jesus ihm seine Gemeinschaft und seine Freundschaft an. Er nimmt Zachäus so an, wie er ist und wendet sich in Liebe ihn zu. Das bleibt für Zachäus nicht ohne Folgen. Beeindruckt von dieser großen Liebe, die Jesus, ihm, dem Zöllner, entgegenbringt, bekennt er aufrichtig vor Jesus seine Schuld. Zachäus sagt zu Jesus: „Herr, die Hälfte meines Besitzes will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand etwas erpresst habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück“ (die Bibel in Lukas 19,8).
Wir merken, im Herzen von Zachäus passierte etwas Großes. Er wurde zu einen anderen Menschen. Jesus bestätigte ihm, dass ihm Rettung widerfahren war. Und diese Rettung wurde Wirklichkeit, weil Jesus sah in Zachäus nicht nur den Abzocker. Jesus sah tiefer in sein Herz und er sah einen Menschen, der sich hinter eine Maske versteckte. Er sah einen Menschen, der sich in seinem Leben verirrt hatte. Ich weiß nicht, wie es in deinen Leben aussieht. Fühlst du dich vielleicht auch manchmal wie ein Zachäus? Einsam, verlassen und wertlos? Wie gehst du selber mit Menschen um, denen du im Leben begegnest? Nimm dir an dieser Stelle vielleicht etwas Zeit, einmal darüber nach zudenken.
Jesus begegnete Menschen immer mit Respekt und Liebe. So auch in der Ge-schichte von einer Frau in der Bibel, die nichts mehr wert war – in den Augen ihrer Mitmenschen und auch wohl vor sich selbst. Sie wurde verachtet und sie verachtete sich auch selbst. Keiner hielt etwas von ihr. Diese Frau war fertig, denn Ihr Leben es war eigentlich gelaufen, so wertlos fühlte sie sich. Was war geschehen? Sie hatte die Ehe gebrochen, vermutlich sogar mehrmals. Doch dieses Mal war es anders, sie war auf frischer Tat ertappt worden. Wenn wir heute so in die Welt sehen, scheint dieses offensichtlich kein Problem mehr zu sein. Der Zeitgeist heute vermittelt den Eindruck, als gelte der Ehebruch heute fast als Kavaliersdelikt.
Doch damals, da war es anders. Wie bei dieser bei dieser Frau, die einige Männer des Dorfes beim Ehebruch erwischt haben. Sie wollen sie zur Rede tellen, und schleppen sie hinaus, um sie zu steinigen. In den Augen dieser Männer ist diese Frau nichts mehr wert, sie hat gegen das Gesetz Gottes verstoßen. Schuldig lautet die Anklage, denn sie sind sich sicher, dass sie Recht haben. Sie wissen, dass es gegen das Gesetz Gottes verstößt. Doch dann kommt den Männern eine Idee. Bevor sie die Frau steinigen, bringen Sie diese zu Jesus von Nazareth, der sich gerade im Tempel befindet und lehrt. Die Männer werfen die Frau vor Jesus auf den staubigen Boden, wie ein Stück Dreck. Dann fragen sie ihn: „ Jesus, wir haben diese Frau beim Ehebruch ertappt. Das Gesetz sagt, sie muss gesteinigt werden. Was sagst du dazu?“ Was mag in den Gedanken der Frau in diesen Moment vorgegangen sein? Und was würde wohl Jesus in diesen Moment sagen? Etwas wie „Kann halt mal passieren?“ Doch dann würde er gegen das Gesetz Gottes reden. Würde er vielleicht sagen: „Ihr habt recht, also steinigt sie!“ Dann wäre er lieblos und gnadenlos, wo es doch heißt, er würde immer von der Liebe und der Gnade erzählen? Eine sehr heikle Situation tut sich auf. Es liegt so etwas wie Spannung in der Luft. Keiner sagt etwas, auch Jesus nicht. Nach einer Weile beugt er sich vor. Mit dem Finger beginnt er in die Erde zuschreiben. Dann steht Er auf und sagt: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!“ Wie versteinert stehen die Männer da. Sie sind fassungslos. In diesen Moment wird ihnen bewusst: Ohne Sünde ist kein Mensch. Ohne Schuld ist niemand. Sie begreifen, dass keiner von ihnen das Recht hat, sich über andere zu erheben. Sie merken, keiner ist mehr wert als der andere.
Wir Menschen auf der Erde, wir sind alle schuldig vor Gott und seinem Gericht und Urteil ausgesetzt. Und genau das deutet Jesus hier in dieser Geschichte aus der Bibel an. Es ist Gottes Urteil, geschrieben in diese staubige Erde. Die Männer stehen immer noch wie versteinert da. In ihren Händen sind immer noch die Steine, die sie werfen wollten. Der Blick von Jesus ruht auf ihnen. Innerlich verspüren sie Wut, wollten sie doch Jesus eine Falle stellen. Doch alles hat sich geändert. Sie stecken jetzt selber in der Krise. Jesus nur einen Satz gesprochen. Einen Satz, der alles veränderte. Irgendwann lässt der erste den Stein fallen und geht weg. Nach und nach machen es auch die anderen. Jesus steht am Ende allein mit dieser Frau im Tempel. Es ist der entscheidende Moment gekommen, wo Jesus sie an sieht. Total verängstigt, gedemütigt, buchstäblich am Boden zerstört, wagt sie es nicht, Jesus an zusehen. Sie weint und zittert am ganzen Leib. Dann fragt Jesus sie: “Wo sind sie? Hat dich jemand verdammt?“ Langsam öffnet sie ihre Augen, sieht um sich und sagt: „Nein Herr“ und staunt ungläubig, „Niemand.“ Dann sagt Jesus einen Satz, der ihr ganzes Leben verändern wird. „Dann verdamme ich dich auch nicht.“
Die Geschichte zeigt uns, wie wir Menschen neuen Lebenswert bekommen können. Jesus zeigt ihr auf, was sie wirklich wert ist. Er bringt ihr Wertesystem und das ihrer Umwelt ins Wanken und setzt damit neue Maßstäbe, die zugleich zutiefst menschlich sind. Was bin ich wert? Welchen Maßstab setzt du, welche Kriterien wählst du in deinem Leben? Mit welchen Augen und Maßstäben siehst du deine Mitmenschen? Der Maßstab, den Jesus hier wählt, ist das Maß der Menschenliebe Gottes. Ohne Jesus wäre diese Frau verloren gewesen, sie wäre verachtet geblieben.
Ich denke immer wieder. Wir Menschen, wir können noch so viel Anerkennung bekommen und Lob einstreichen. Wir können Erfolg ohne Ende haben, viel Geld verdienen. Doch egal wie sehr wir uns auch anstrengen werden, wir werden nie erreichen, was wir wirklich wert sind. Du magst dich an Irdischen Dingen erfreuen, was auch gut ist, wenn wir sie von Herzen genießen können. Wir sollten alles Gute dieser Erde als gute Gaben aus Gottes Hand annehmen und uns daran erfreuen. Und doch – die Irdischen Dinge werden uns nie den Wert geben können, nach denen wir uns letztendlich sehnen. Das können wir nur, wenn wir bereit sind, Menschen in unserem Umfeld so Wert zuschätzen, wie Jesus es tat.
Es ist Jesus Feingefühl, welches mich immer wieder begeistert. ER sieht uns Menschen mit den Augen der Liebe und der Gnade. Jesus blickt tiefer und kennt unsere Sehnsüchte und Verletzungen. Anstatt uns zu verurteilen, begegnet Er uns mit Respekt und Annahme. Jesus schaut durch die Schmutzschicht unseres Lebens hindurch und sieht hinter unsere Masken, wo wir uns nur zu gerne hinter verstecken. Er möchte uns motivieren, unser Herz samt unserer Schuld bei ihm auszuschütten. Weil er barmherzig ist, wird er uns vergeben und uns einen Neustart für unser Leben schenken. Denn Gott liebt dich. Du bist sein Kind.
„Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, er verbindet ihre Wunden.“
Follow me in social media: